Samstag, 8. März 2014

War Remnants Museum in Saigon

Da wir erste heute Abend mit dem Nachtbus weiterreisen konnten, wollten wir uns noch etwas in Saigon umsehen und haben mit Hilfe der Tripadviser App entdeckt, dass ganz in der Nähe unseres Hotels ein interessantes Museum sein soll:
Das War Remnants Museum oder auf Deutsch das Kriegsopfermuseum.
Es rangiert unter den TOP-Sehenswürdigkeiten in Saigon an einer der vordersten Stellen. Da wir beide Kriegsdienstverweigerer sind, gingen wir zunächst mit gemischten Gefühlen hin. Wie so oft haben wir uns auch heute auf dem Weg dorthin wieder ziemlich verlaufen ;-)
Das Kriegsopfermuseum zeigt eine (Bilder)Dokumentation des Kriegsgeschehen des Vietnamkrieges aus der Sicht der Vietnamesen.
Das eigentlich schmucklose Gebäude steht in einem Park voll mit Kriegsmaterial wie Panzer, Kampfbomber, Militärhubschrauber, Geschützen und großkalibriger Munition, teils von den Amerikanern erbeutet, teils von ihnen zurückgelassen.
In verschiedenen Räumlichkeiten sind viele Tafeln mit Texten über den Hintergrund und dem Verlauf der Kriegshandlungen aufgestellt. Statements von prominenten Persönlichkeiten (kein einziger Westdeutscher!) und kleine Landkarten ergänzen die Informationen. Man zeigt auch Bilder und Zeitungsausschnitte über amerikanische Kriegsdienstverweigerer. Viele haben ihren Einberufungsbefehl zerissen oder verbrannt und sind dafür ins Gefängnis gekommen. Unweigerlich denken wir an Filme wie "Hair" zurück.
In einer weiteren Ausstellung wird die aufkommende Beklemmung noch größer. Die "Wunderwaffe" Agent Orange, das Gift das tonnenweise über dem Land versprüht wurde, ist hier das Thema. In realistischer Weise, mit S/W Bildern wird das Ausmaß dieser Umweltkatastrophe dokumentiert, die Menschen an Menschen begangen haben. Von Bild zu Bild werden die Aussagen härter... mißgebildete Kinder, verseuchte Felder, todkranke Menschen....
Von Raum zu Raum aber wird die Unmenschlichkeit dieses Krieges noch deutlicher. Napalm, Bilder von halbverbrannten Menschen, von Kindern die um ihr Leben rennen, Feuer, Tod und Zerstörung, Folternde und Gefolterte. Die ganzen Gräuel dieses Guerillakrieges. Wir machen kein einziges Foto, so schockiert und gelähmt sind wir von all dem Schrecken, der 17 Jahre lang hier vorgeherrscht hat. Der Vietnamkrieg war einer der blutigsten Kriege der Menschheit. Er forderte etwa drei Millionen Todesopfer, davon waren zwei Millionen Zivilpersonen. Vier Millionen Menschen erlitten schwerste Verletzungen. Wir erinnern uns daran, dass wir als Kinder von diesem Krieg zwar gehört hatten, aber einfach noch zu jung waren, um zu verstehen was da vor sich ging und wir wünschten, dass wir, wenn wir älter gewesen wären bei denen dabei gewesen wären, die Ende der 60er Jahre öffentlich gegen diesen menschenverachtenden Krieg auf die Straße gegangen sind. Das Museum macht uns fassungslos und hinterlässt ein Kloßgefühl im Hals und die eindrucksvollen Bilder werden uns noch länger in Erinnerung bleiben. 
Phan Thị Kim Phúc erlitt bei einem Napalm-Angriff am 8. Juni 1972 schwere Verbrennungen. Während die Neunjährige nackt aus dem Ort floh, wurde sie vom Pressefotografen Nick Út fotografiert. Das Foto ist neben der Erschießung von Nguyễn Văn Lém eines der bekanntesten Fotos aus dem Vietnamkrieg und wurde zum Pressefoto des Jahres 1972 gewählt. Út wurde dafür mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Er hat das Originalbild erst vor kurzem dem Museum gespendet.