Donnerstag, 6. März 2014

"Einkaufstour" Saigon und Cu Chi Tunnelbesichtigung

 Morgens nach dem Frühstück in unserem eigentlich gebuchten Hotel sind wir erst mal zu einem Reisebüro gegangen, dass wir am Abend zuvor im Internet herausgesucht hatten. Wir wollten nämlich gerne eine Tunnelbesichtigung eines "Viet Cong- Tunnels" machen, aber die wurden alle bisher nur immer vormittags angeboten. Wir wollten es aber gleich heute am nachmittag machen ... und da gab es ein solches Angebot. :-)
Nach erfolgreicher Buchung  (105.000 VND, ca. 3,60.- € Busfahrt und Führer und 90.000 VND ca. 3.- € Eintritt in die Anlage) einer Halbtagestour zur Tunnelbesichtigung der Tunnel von Cu Chi, liefen wir erst mal etwas durch die Innenstadt von Ho Chi Minh City (Saigon).
Dabei wurden wir sogleich von den verschiedensten Straßenhändlern "belagert". Eine Händlerin, die immer "heute alles günstiger, Happy Hour" betonte, holte einen Nagel-Klippser hervor und begann mit Ihren Verkaufsaktivitäten ... Er solle nur 70.000 VND(ca. 2,40 €) kosten. Sie fing einfach an Peters Fingernägelzu schneiden und als sie damit fertig war und Peter dann "notgedrungen" den Klipper für 70.000 kaufen wollte, kostete er plötzlich 100.000! Denn da war ja das Nägelschneiden mit dabei! ;-) Und man glaubt es kaum: Das hat Peter dann tatsächlich auch bezahlt! :-)

Von einem älteren Herrn hatten wir dann noch so etwas wie "Dauerstreichhölzer" gekauft. Das sind so Metallstifte, die man auf einer Metallfläche reibt, dann gibt es Funken und das Teil brennt ...

Wir konnten ihn auf die Hälfte des geforderten Betrags runterhandeln und kauften 2 Stück. Hinterher kamen immer wieder andere Händler zu uns, die uns 6 dieser Teile für den selben Preis angeboten hatten wie wir für 2 bezahlt hatten.
Also, wenn es mal jemanden nach Saigon verschlägt: Handeln und das so tief runter wie möglich!

Um ca. 13:00 Uhr ging es dann mit einem großen Reisebus in Richtung Cu Chi Tunnel.
Der junge Reiseleiter informierte uns während der Fahrt witzig, aber in einem etwas unverständlichen Englisch über saigon und die aktuelle Tour.
Saigon hat ca. 10.000.000 Einwohner! Unglaublich viele ...! Und nun kommt's: Gleichzeitig gibt es in Saigon neben den vielen Autos ca. 7.000.000 Motorroller! Wer sich das mal bildlich vorstellt, bekommt in etwa eine Vorstellung, wie hier der Verkehr abläuft: Ein Gewußel von Fahrzeugen, massenweise Motorroller und keiner hält sich an irgendwelche Vorschriften. Das muss man gesehen bzw. erlebt bzw. gehört haben! Denn es ist auch ein ständiges Hupen zu hören. Eine Straße zu überqueren ist echt ein Abenteuer! Man darf sich keineswegs passiv verhalten, sonst hat man keine Chance! Wer glaubt, "der Auto- oder Rollerfahrer sieht mich schon und wird bremsen oder ausweichen", hat sich komplett getäuscht! Unglaublich!

Bevor wir bei der Tunnelanlage ankamen fuhr der Bus noch an einer Art Behindertewerkstatt vorbei, wo Andenken, Teller, Schalen, Vasen usw. produziert bzw. gestaltet werden. Die Behinderungen kommen wohl alle vom Vietnamkrieg bzw. dem dort verwendeten Pestizid Agent Orange her. Man war angehalten, dort etwas zu kaufen, um die Arbeit der behinderten Menschen zu würdigen bzw. zu unterstützen.

Dann waren wir nach über 2 Stunden Fahrt endlich am Ziel angekommen. Die Anlage liegt wohl "nur" 60 km von unserem Startpunkt entfernt, aber wegen des in Saigon immer starken Verkehrs, braucht man 2 Stunden dafür, obwohl die Straßen meist 6-spurig sind!

Die ersten Tunnel von Củ Chi entstanden 1948 im Krieg gegen die Kolonialmacht Frankreich, um Waffen, Vorräte und Menschen zu schützen. Nachdem die Vietnamesen die Franzosen besiegt hatten, entsandten die USA Truppen nach Vietnam. Als sie unweit von Củ Chi ein Hauptquartier errichteten, ahnten sie noch nicht, dass der Feind unter der Erde lauerte. In den 1960er-Jahren erweiterten vietnamesische Partisanen, die Vietcong, das Tunnelsystem in Ausdehnung und Tiefe massiv, bis es schließlich auf eine Gesamtlänge von 200 (!) Kilometern auf drei Ebenen angewachsen war. Unter der Erde waren ganze Städte entstanden mit Schulen, Krankenhäusern, Büros und Schlafgelegenheiten. Die unterirdischen Gebäude waren durch Tunnel von ca. 80 cm Höhe und 60 cm Breite verbunden. Als Eingänge dienten mit Grasbewuchs und Laub getarnte Klapptüren. Die Eingänge waren zudem durch einfache, aber wirkungsvolle Fallen wie Bambusspieße gesichert. Die Amerikaner schafften es während des Vietnamkriegs nicht, die Tunnelanlagen zu zerstören, obwohl sie die Tunnels stark bombardiert, Giftgas eingeleitet und Spezialkräfte (sognannte Tunnelratten) eingesetzt hatten.



Die Tunnelöffnung war durch das Laub auf dem "Deckel"zunächst nicht zu entdecken. Der Führer ließ sie uns in einem eng begrenzten Suchraum siuchen, aber wir fanden sie echt nicht.
Ganz schön winzig ...
Wer wollte, durfte auch mal in den Eingang steigen und zumachen ... wahnsinnig eng!
Hier mal ein geöffneter Tunnel von oben. Da haben Familien nicht nur tagelang, sondern zum Teil jahrelang drin "gewohnt"! Der Führer erzählte uns von einem Mädchen, das mit 6 Jahren in die Tunnelanlage kam und zum ersten mal wieder mit 26 Jahren aus dem Tunnel rauskam.
Ein für Touristen etwas erweiterter Tunnel konnte auch "durchlaufen" werden. Es bibt eine 20m, 40m und eine 100m-Strecke. Es ist schon wahnsinnig eng da drin! Klaustrophobie darf man da nicht haben!
Hier auf dem Foto eine "Wippfalle". Wenn man auf das Rasenstück tritt, dreht es sich einfach weg und man landet aufgespießt auf spitzen Babusstäben. Diese und viele andere grußelige, aber wirkungsvolle Fallenarten kann man besichtigen. Echt grausame Teile wurden hier entwicklt bzw. verwendet. Aber solche "einfachen" Fallen haben es geschafft, den amerikanischen Soldaten im Vietnamkrieg das Fürchten zu lehren und letztendlich die Amerikaner davon abgehalten den Krieg zu gewinnen.
Auf dem gelände gab es auch die Möglichkeit, Munition zu kaufen und dann mit einer Waffe nach Wahl (MG, AK...) auf Sandsäcke zu schießen. Wir fanden das echt pervers!
Wir beide waren wieder einmal froh, ohne Teilnahme an einen Krieg aufgewachsen zu sein!

Bevor wir dann noch einen Film zu den Tunneln und dem Vietnamkrieg anschauen konnten, gab es noch das typische Essen der Viet Cong Partisanen zu essen: Maniok.
Das ist eine Art Süßkartoffel, die in ein Gemisch aus grob gemahlenen Erdnüssen und Zucker getunkt werden. Schmeckt eigentlich ganz lecker ...

So eine Tunnel-Tour lohnt sich auf jeden Fall! Voll mit unvergesslichen Eindrücken traten wir dann die Rückfahrt an.
Morgen geht es auf Tagestour ins Mekong Delta. Da sind wir schon gespannt!