Dienstag, 18. März 2014

Easy Rider Tour Tag 4

Am 4. Tag unserer Tour durchs wunderschöne Hinterland von Vietnam wachten wir in der "Family Villa" etwas spät auf bzw. wir dachten zunächst, dass wir die ersten sind und warteten unten in der Lobby auf die anderen, von denen sich zunächst keiner zeigte. Um 8:30 kam dann Kai von draußen rein und sagte, dass er uns in die Frühstückskneipe abholen würde und es stellte sich heraus, dass die anderen alle bereits dort gewartet hatten ;-)
Der Himmel war blau und wir sprachen über das unglaubliche Glück, dass wir mit dem Wetter auf unserer 4-Tagestour hätten, noch nichts ahnend, was an diesem Tag noch auf uns zukommen sollte.
Als erstes ging es von Dalat aus zu dem nur 8 km entfernten Ort Trại Mát, wo sich mit der  
Chùa Linh Phước, eine der schönsten Pagoden von Đà Lạt befinden soll.
es gibt dort einen 49m langen Drachen bestehend aus 12000 Einzelmosaiken
es war schon irgendwie beeindruckend, wirkte aber auch ebenso überladen wie manche katholische Kirche bei uns. Am Eingang eines Tempels gab uns eine alte Frau ein Räucherstäbchen, das man dann irgendeinem Gott darbringen konnte.
An dieser Glocke hingen unendlich viele handgeschriebene "Wunschzettel", ich hätt ja gern gelesen, was da so gewünscht wird, aber obwohl relativ sauber geschrieben, konnten wir die Sprache und Schrift natürlich nicht entziffern. ;-) Immer wenn ein neuer Zettel angeklebt wurde konnte man mit dem rechts sichtbaren Holzstößel die Glocke zum Erklingen bringen, klang irgendwie wie ein mystisches Ommhh.
beeindruckend war auch diese ca 15m hohe Statue, komplett aus Blütenblättern gemacht.

Im Keller gabs dann noch eine Ausstellung mit megagroßen Tischen und Stühlen, die alle aus einem einzigen riesigen Holz- oder Wurzelstück gemacht wurden.
weiter ging's dann bergauf zu einer Hochebene, die ein fast vertrautes schwäbisches Bild bot: Eine Erbeerplantage. Man konnte dort natürlich wie bei uns als Selbstpflücker Erbeeren sammeln und kaufen bzw. auch einfach kostenlos vom Boden weg essen.
die gekauften Erdbeeren wurden dann in einer kleinen Pappschachtel wie ein nettes Geschenk verpackt ☺️ und bei Michi auf dem Chopper festgezurrt.
auf dem weiteren Weg bis zur Überquerung des Berges in 1800m Höhe kamen wir noch an einem bewohnten Longhouse vorbei, das für mich eher wie ein "Highhouse" aussah :-)
Man sieht schon, dass die Sonne inzwischen der zunehmende Bewölkung gewichen war, auch die Temperaturen fielen langsam. Unsere Guides wiesen uns darauf hin, dass es kühler werden würde und fragten, ob wir wärmere Sachen anziehen wollten. Allerdings klang das eher so wie "verweichlichte Europäer sollten vielleicht eine Jacke anziehen" und nicht so dringlich, wie es dann schließlich werden sollte. Wir zogen also alles an, was wir hatten, also langes T-Shirt, Kapuzenpulli und Regenjacke, mehr nimmt man ja nicht mit in den Urlaub nach Asien. Meine Jeans, die ich zwar dabei hatte, zog ich nicht an, ein bedauerlicher Fehler wie sich dann später herausstellen sollte :-(
Der Übergang zwischen Tageslicht und absoluter Dunkelheit kam dann relativ plötzlich. Auf ein Schlag war es stockdunkel, neblig und es regnete in Strömen. Wir befanden uns schnell mitten in einer Wolke. Die Sicht wurde rasch immer schlechter, man sah nicht mal mehr den Vordermann, wir mussten das Visier hochklappen, das sich sofort beschlagen hatte, aber nach nur wenigen weiteren Metern beschlugen auch unsere Brillen, wir überlegten eventuell anzuhalten, aber die Hoffnung, dass wir da vielleicht schnell durch sind, gab uns den Antrieb weiterzufahren. Außerdem war es dermaßen kalt, wir waren bereits bis auf die Haut durchnässt, schlotterten vor Kälte ( und/oder Angst?) und wollten so schnell wie möglich von diesem Berg wieder ins Warme runterkommen. Die Sicht war minimal, von der Umgebung sah man rein gar nichts mehr, das einzige was einigermaßen sichtbar blieb, war die weiße Linie der Fahrbahnbegrenzung rechts neben uns, an der wir uns dann zu orientierenversuchten. Nach einer Haarnadelkurve passierte es dann: Der Chopper geriet auf dem vorhandenen Split ins Rutschen und schlitterte weg und begrub mich (Peter) unter sich. Beim Aufprall auf die Straße spürte ich wie der Helm auf dem Asphalt aufschlug und ich dachte "wow, so ein Helm bringt echt was". Es gelang mir nur mit Mühe mein unter dem Motorrad eingeklemmtes linkes Bein zu befreien. Ich wollte unbedingt weg von der Straße, da ich befürchtete von einem nachfolgenden Fahrzeug überfahren zu werden. Als ich dann zitternd am Straßenrand stand, kam ein Fahrzeug auf der Gegenfahrbahn angefahren, der Fahrer kurbelte das Fenster runter und rief "everything OK?" Er stieg dann aus, hob mein Motorrad auf ( das hätte ich in dem Zustand niemals allein geschafft) und zog ein kleines Fläschen mit einer rotbraunen Flüßigkeit aus der Tasche. Erst dachte ich, er wollte damit meine frischen Wunden desinfizieren und hielt ihm meinen Arm und die Hände hin. Er tropfte aber jeweils ein paar Tropfen auf die Innenseite meiner Handgelenke und gab mir zu verstehen, dass ich auch auf meine Schläfen etwas tun solle ... "Rescue". Er stieg dann wieder in sein Fahrzeug und fuhr davon. ... "emergency medicine vietnamese" ... Nach einer gefühlten Ewigkeit kam dann Kai zurückgefahren, um zu schauen, wo ich bleibe.

Das Motorrad war noch fahrbereit, lediglich den Frontscheinwerfer hatte es voll erwischt und ich konnte dann zwar zitternd und mit Schmerzen in Schulter und Brustkorb langsam wieder weiterfahren. Jetzt (4Tage später) kann ich die li Schulter schon wieder relativ gut bewegen, nur die Rippenfraktur macht mir noch zu schaffen, auch die vielen Schürfwunden und Hämatome sehen schon ganz gut aus ☺️
Rückbetrachtet ist natürlich immer der selber Schuld, der den Unfall hat, ich hätte bei der extremen schlechten Sicht einfach Anhalten müssen oder noch langsamer weiterfahren. Allerdings hätten auch unsere Guides mehr auf uns achten können und z.B langsam mit Warnblinker vor uns herfahren können, um uns Brillenträgern die Orientierung zu erleichtern.
Die letzten 50 km (ca. 3 Stunden!) zurück nach Nha Trang fuhren wir dann relativ langsam, es wurde wieder wärmer und ein Teil unserer Kleidung trocknete im Fahrtwind. Von der jetzt wieder wunderschönen Umgebung mit den Hügeln, Palmen und Reisfeldern hab ich allerdings nicht mehr viel mitbekommen. Wir wurden gegen 16:00 zur Bushaltestelle gebracht, wo um 19:30 unser Nachtbus nach Hoi An abgehen sollte. Die Verabschiedung von Cao und Kai war relativ knapp, wir hatten den Eindruck, dass sie so schnell wie möglich weg wollten. Schade.

Da wir noch über 3 Stunden Zeit hatten und ich eine möglichst bequeme Sitzmöglichkeit brauchte um einigermaßen schmerzarm zu sein, sind wir noch bis kurz vor Abfahrt in ein "Teehouse" gegangen, welches dick gepolsterte Sessel hatte :-)


Die anschliessende Fahrt mit dem Nachtbus war leider nicht so bequem wie bei unserer vorherigen Nachtfahrt, wir waren mitten drin untergebracht und hatten weniger Platz für unsere Beine. WLAN gabs auch nicht, obwohl der Bus mit der Aufschrift WLAN beschriftet war. Das schlimmste aber war, dass es an Bord keine Toilette gab! Wir haben uns deswegen nicht getraut unser mitgebrachtes Bier zu trinken, welches uns als Schlaftrunk dienen sollte und haben entsprechend schlecht bzw. wenig geschlafen auf unserer 10 stündigen Fahrt :-(
Das war ein ereignisreicher Tag und wir sind froh, dass er zu Ende ist.

Die Easy Rider Tour können wir nur jedem empfehlen, man sieht Landschaften, Menschen und Dörfer die einzigartig sind und bekommt unvergessliche Erinnerungen. Auch wenn wir nicht alles als positiv erlebt haben, so gehört diese Tour zu den absoluten Highlights unserer Asienreise!